2023 war für mich ein besonderes Jahr. Nicht immer gut und erst recht nicht immer einfach. Vieles hat mich Kraft gekostet, beinahe endlos. Vieles hat mich herausgefordert, hat mir Schwierigkeiten bereitet. Und doch bin ich auch an all dem gewachsen. Stück für Stück finde ich meinen Weg. Und weißt du was? Ich werde damit nie fertig sein.
Es ist Januar und damit eine gute Zeit, um das letzte Jahr nochmal Revue passieren zu lassen. Ich könnte dir jetzt erzählen, dass ich jeden Monat zwanzig Shootings hatte und immer genau wusste was ich wollte. Aber das wäre gelogen.
Darf ich dich mitnehmen auf eine ehrliche Reise in das Jahr 2023?
Januar
Im Herbst 2022 hatte ich mir nach Jahren der Hundefotografie mein aktuelles Fotostudio eingerichtet. Der Start in das Jahr 2023 war für mich also ganz besonders von Neuerungen geprägt. In einem Winterurlaub mit meiner Schwester entstanden die ersten Ideen für ein neues Logo. Ich wusste: Ich will das alles. Aber ich wusste nicht genau, wie. Also habe ich das getan, was man eben tut wenn man seinen Weg noch nicht kennt. Ich habe ausprobiert, und zwar jede Menge. Jede Woche, fast jeden Tag hatte ich die Kamera in der Hand. Ich hatte so viele verschiedene Hunde vor der Linse, zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich als unbezahlte TFP-Shootings. Ich wusste ja gar nicht, womit ich hätte Werbung machen sollen. Ich kannte meinen Stil noch nicht, mein Angebot oder meine Möglichkeiten.
februar
Mit der ROSE DAY Aktion am 04.02. und der Eröffnung des Hundeladens „About Paws“ am 25.02. konnte ich nun endlich ein konkretes Angebot in die Welt da draußen schicken. Auch das war irgendwie noch viel Testen. Versteht mich nicht falsch – Ich teste bis heute. Ausprobieren ist niemals schlecht. Wenn du deine Richtung grob verschwommen vor dir siehst, aber noch nicht klar erkennen kannst, ist das der einzige Weg. Mir wurde immer klarer, dass das Fotostudio meine Leidenschaft ist. Es rückt mehr und mehr in den Vordergrund und ruft eine Freude in mir hervor, die ich hinter der Kamera so schon länger nicht mehr gespürt hatte.
März
Dann kam der März und mit ihm ein für mich extrem prägendes Wochenende. In nur zwei Tagen haben Mareike Konrad und Sarah Stangl mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. In der damals ersten Auflage der Onlinekonferenz „Mutig voran“ hatten sich all die Gefühle, unbewussten Wünsche und Gedanken der letzten Monate zusammengefügt. Das Timing hätte für mich wohl nicht besser sein können.
Mit fassungslos leerem und gleichzeitig vor Ideen und Gedanken übersprudelnd vollem Kopf habe ich am Sonntag abend den Laptop zugeklappt. Mir war klar: Ich möchte mich auf Hunde im Studio spezialisieren, einfach weil ich es liebe. Und das mit fairen Preisen für beide Seiten.
Am 29.03. hatte ich dann mein letztes wirkliches Outdoor-Shooting, und zwar in den rosa blühenden Kirschblüten. Was für ein romantischer Abschied ♡
April
Die Motivation war so hoch wie nie zuvor. Ich wusste, was ich wollte. Vielleicht nicht in allen Einzelheiten, aber das Bild in meinem Kopf wurde immer klarer. Eigentlich wollte ich loslegen. Aber weißt du, was passiert wenn du dich nach so vielen Jahren plötzlich auf einen bisher sehr kleinen Teil deiner Fotografie spezialisierst und dazu noch deine Preise endlich auf vernünftige Möglichkeiten anhebst? Ich kann es dir sagen: Nichts. Es passiert rein gar nichts, weil du die meisten deiner bisherigen Kunden mit einem Mal verlierst. Weil kaum jemand versteht, warum du jetzt nicht mehr für umgerechnete 3€/h ablieferst und nicht mehr alles an Aufträgen annimmst was dir zugeflogen kommt. Die 3€ sind übrigens kein Scherz, sondern leider das traurige Ergebnis mehrerer Wochen Zeit-Tracking.
Mai
Die Tage und Wochen vergingen. Neben unserem eigenen Umzug in eine kleinere Wohnung ein paar Häuser weiter sind auch meine Eltern aus dem Haus meiner Kindheit ausgezogen. So viele Erinnerungen und Gefühle flammten immer wieder auf. Unter anderem habe ich den Raum hinter mir lassen müssen, in dem ich vor vielen Jahren mein erstes Studio eingerichtet hatte. Der Ort, an dem irgendwie diese Reise begann.
Seit Mitte März war ich außerdem als Lehramtsstudentin in meinem integrierten Semesterpraktikum (kurz ISP) an einer Grundschule. Drei Tage die Woche Schule, zwei Tage Vorlesungen und Seminare. Und dazwischen dann vor- und nachbereiten: Unterrichtsentwürfe, ewige Analysen und Seminararbeiten. Mit den Kindern zu arbeiten hat mich glücklich gemacht. Das System drumherum hat mich zum Verzweifeln gebracht. Schon seit mehreren Monaten war ich in unregelmäßigen Abständen in psychotherapeutischer Behandlung, aber inzwischen kamen die Therapie-Termine meinen Gefühlen kaum mehr hinterher. Das Aufstehen morgens wurde immer schwerer, die Tage wurden länger und ich war einfach nur müde. Müde von meinem Leben, so wie es war. Also habe ich Ende Mai eine Entscheidung getroffen.
Juni
Nach einem Hochschulwechsel und insgesamt 6 Semestern habe ich im Juni 2023 offiziell mein Studium und damit auch das Praktikum abgebrochen. Diese Entscheidung ist mir unfassbar schwer gefallen und ich kann dir sagen: In so einer Lebensphase hat plötzlich jede*r eine Meinung. Natürlich waren die allermeisten Gespräche wirklich gut gemeint, aber letztendlich spüre nur ich, was in mir drin abgeht.
Irgendwie war ich erleichtert, als die Entscheidung gefallen war. Ich habe den Lehramts-Beruf seitdem in keiner Sekunde vermisst. Trotzdem war genau dieser Schritt ein Sprung in eiskaltes Wasser. Ich hatte seit meiner Spezialisierung auf das Fotostudio im April genau ein einziges Shooting gehabt, die alleinige Selbstständigkeit war somit finanziell unmöglich. Der Plan war also, einen Teilzeitjob in einem festen Arbeitsverhältnis zu finden, und parallel meine Selbstständigkeit weiter auszubauen.
Ende Juni ergab sich dann für mich eine Chance, die eine weitere schwierige Entscheidung forderte.